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Was kann man gegen vendor lock-in bei mobilen Apps tun?

Viele Auftragnehmer wollen den Auftraggeber für weitere Zusammenarbeiten an sich binden. Einige erreichen das mit herausragender Qualität der geleisteten Dienstleistung (wie z.B. wir); andere mit einer Technologiewahl, die es nicht ermöglicht, sich für einen anderen Anbieten zu entscheiden; und dritte wiederum durch strikte AGBs. Was sollte man bei mobilen Apps beachten?

1) Apps unter eigenem Account

Grundmaßnahme gegen einen vendor lock-in (Lock-In-Effekt) ist ein eigener Account bei iTunes, Google Play oder Windows Store. Nur unter diesem sollten Apps veröffentlicht werden. Die Erstellung eines Accounts kann ein paar Nerven kosten: Es müssen zahlreiche Nachweise erbracht werden (z.B. Eintrag im Handelsregister) und ein jährlicher Beitrag fällt an (iTunes $99, Google Play einmalig $25, Windows Store $99). Dennoch: Es lohnt sich!

Apps im eigenen Account kann man jeder Zeit aus dem Verkauf zurückziehen, man kann die Preispolitik flexibel ändern (kostenlose/kostenpflichtige App) und vor allem einfach zu einer neuen Version wechseln. Sobald die neue App hochgeladen wird (selbst wenn sie von einem anderen Anbieter stammt), wird die ältere Version nicht mehr angeboten. Nur die neue kann voran installiert werden. Das Wichtigste dabei ist, dass allen Nutzern der App die aktualisierte Version zum Herunterladen angeboten wird. Aktualisierungen sind schon seit mehreren Betriebssystemversionen automatisch, d.h. sie werden automatisch im Hintergrund durchgeführt.

Es empfiehlt sich auch, in die App einen Mechanismus einzubauen, der automatisch ablehnt, die alte Version der App zu öffnen, wenn es bereits eine neuere gibt. Das ist eine Maßnahme, die bei den Nutzern greift, die die automatische Aktualisierung ausgeschaltet haben.

Ackee bietet Kunden trotzdem an, ihre App unter dem Ackee-Account zu veröffentlichen – falls diese sich gegen einen eigenen Account entscheiden, z.B. weil ihre App nur einer einmaligen Veranstaltung dienen soll.  Selbstverständlich ist aber auch die Veröffentlichung unterm Kunden-Account bei Ackee ohne weiteren Bedingungen oder Gebühren möglich.

2) Zugriff zur Datenbank

Viele Apps benötigen zur Inbetriebnahme außerdem einen Server. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Nutzer-Daten zu besitzen. Ein “Application layer” auf dem Server des Anbieters nutzt diese Daten und aktualisiert sie automatisch. Im Falle des Anbietertauschs ist es aber kein Problem den “Application layer” zu wechseln und auf der (vom Kunden kontrollierten) Datenbank erneut aufzubauen.

3) Quellcodes

Es ist nicht üblich, den Kunden die Quellcodes zur Verfügung zu stellen. Grund dafür ist, dass viele Codes individuell erarbeitete, für das Unternehmen wertvolle Lösungen offenlegen. Bei Ackee benutzen wir z.B. ein eigenes Chat-Modul oder eigene Technologien für die erweiterte Realität. Dank der Wiederverwendung von diesen Komponenten können wir die Entwicklungskosten reduzieren. Wenn der Kunde die Quellcodes dennoch benötigt, ist er mit einem höheren Preis einverstanden.

Ein kluger Kompromiss

Wenn die Verfahren in den Punkten 1) und 2) eingehalten werden, die Nutzer der App also nicht als “Geiseln” genommen werden, ist es nicht notwendig den Punkt 3, die Quellcodes, einzufordern und damit die Entwicklung unnötig teurer zu machen. Die Preiserhöhung könnte ein “rewrite” bei einem anderen Anbieter übertreffen.

Dr. Josef Gattermayer
Dr. Josef Gattermayer
Co-Founder Ackee & CEO Ackee GmbHJosef ist der Co-Founder von Ackee, CEO von Ackee Blockchain und Doktor für Distributed Systems an der CTU.

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