Dieser Tscheche entwickelt die neue Bundestags-App
Einblick. Im Herbst will der Deutsche Bundestag seine neue App vorstellen. Wir haben den Entwickler gefragt, was die Anwendung besser machen soll als die derzeitige.
In einem Blogeintrag lässt Josef Gattermayer kein gutes Haar an der aktuellen App des Deutschen Bundestages. Sie entspräche „nicht mehr den heutigen technologischen Anforderungen“, sie sei „unübersichtlich“, schreibt der tschechische Programmierer und Gründer der Software-Agentur Ackee. Seine Aufgabe ist es jetzt, die App zu verbessern. Denn mit Ackee hat er die öffentliche Ausschreibung des Bundestages gewonnen, in der das Parlament nach Entwicklern für seine neue App gesucht hat. Ende Oktober dieses Jahres soll sie gelauncht werden. Wie wird die neue Version aussehen?
„Das aktuelle App-Konzept des Bundestages ist von 2010“, sagt Gattermayer im Gespräch mit Gründerszene. „Seitdem hat sich in der Evolution von Apps viel getan.“ Heutzutage würden die Nutzer kürzere Wartezeiten und eine einfache Navigation erwarten. So steht bei Gattermayer die Ladegeschwindigkeit im Fokus, zudem soll aus zwei Navigationselementen eines werden. Außerdem strebe er einen zeitgemäßen Look an und die neue App soll deutlich weniger Speicherkapazität auf den Endgeräten verbrauchen als bisher.
Sein Auftraggeber bestätigt auf Nachfrage von Gründerszene diese Darstellung. „Im Zuge der Anpassung des Internetauftritts an ein responsives Design einschließlich struktureller Veränderungen in der Darstellung wurde die App inhaltlich und technisch neu konzeptioniert“, heißt es dazu von der Bundestagsverwaltung, die zudem betont, dass es sich um eine Neuentwicklung, nicht ein Update der alten App handelt. Die verzeichnete insgesamt 850.000 Downloads.
Doch neben den technischen Neuerungen soll auch der Inhalt besser als bisher transportiert werden. So soll die App künftig Plenar- und Ausschusssitzungen live übertragen, ein Videoarchiv besitzen und Hintergründe wie etwa Biografien der Abgeordneten zur Verfügung stellen. Auch das tagesaktuelle Geschehen soll transparent einsehbar sein: Es ist beispielsweise geplant, die jeweilige Tagesordnung und Redeliste in Echtzeit zu aktualisieren und mit Erklärungen zu versehen.
Gattermayer ist sich bewusst, dass es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Auftrag für seine Agentur handelt. „Es ist für uns etwas besonderes, dieses Projekt durchzuführen“, sagt er. „Denn es ist gerade in der heutigen Zeit, in der viel von Fake News die Rede ist, sehr wichtig, dass das Parlament mit der Öffentlichkeit klar und deutlich kommunizieren kann.“ Diese Kommunikation müsse auf dem neuesten Stand der Technik sein. „Wir wollen für die App die beste User-Experience erreichen, damit sich möglichst viele Leute von den Informationen aus dem Bundestag angesprochen fühlen“, so Gattermayer.
Seine Agentur hat er 2012 in Tschechien gegründet. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir bessere Programmierer als Geschäftsmänner sind“, erklärt er sein Geschäftsmodell. „Deshalb haben wir uns darauf spezialisiert, Software für andere Startups zu programmieren.“ Heute gehören aber nicht mehr nur Startups, sondern auch große Marken wie der Autohersteller Skoda zu seinen Kunden. Gattermayers App-Agentur beschäftigt 50 Mitarbeiter. Die App des Bundestages entsteht aber nicht im Firmensitz in Tschechien, sondern größtenteils in Berlin, wo Ackee ebenfalls ein Büro hat.
(Thorsten Mumme)